Kunststoffrecycling – Recyclingfähigkeit von PP und PVC

Recycling - Kunststoffgranulat

Ein nachhaltiges und umweltbewusstes Management von Druckmedien nach ihrem Einsatzzeitraum steht verstärkt im Fokus. Was passiert mit Bannern, Pop-Up-Panels, Selbstklebefolien und Co. nach dem Ende ihrer Lebenszeit? Das Recycling von Druckmedien befindet sich noch in den Anfängen, wobei zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen sind.


Die Verbindung zwischen com2C und Fachleuten der Recyclingbranche ist eng und zielgerichtet, mit dem klaren Vorhaben, umweltfreundliche Druckmedien zu entwickeln. Markus Sprung, Geschäftsführer von S & B Kunststoffrecycling GmbH, gibt einen spannenden Einblick in das Recycling von Polypropylen (PP) und Polyvinylchlorid (PVC).

 

Interview mit Markus Sprung, Geschäftsführer von S & B Kunststoffrecycling GmbH

Markus Sprung ist Geschäftsführer der S & B Kunststoffrecycling GmbH

www.sundb-kunststoffrecycling.de

Welche Formen von Recycling gibt es?

Der Gesetzgeber hat sich mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz von 2012 darauf verständigt, dass die Abfallvermeidung die höchste Priorität hat. D. h. Weiterverwendung, Wiederverwendung und Weiterverwertung kommt noch vor dem eigentlichen Recycling. Im Kunststoffrecycling beginnt dann das werkstoffliche Recycling, in dem wir versuchen über verschiedene Formen von Sortierung, Separierung, Zerkleinerung, Schmelzfiltration bis hin zu der sogenannten Pyrolyse den Rohstoff zurückzugewinnen. Erst wenn alle diese Maßnahmen keinen Erfolg versprechen bzw. wirtschaftlich nicht darstellbar sind, wird über die thermische Verwertung zumindest die Energie aus dem Abfall gewonnen, um diese für die Herstellung neuer Produkte zu nutzen.

 

Kann ein Polypropylen-Film (PP) recycelt werden?

Polypropylen Film wird seit Jahrzehnten bereits erfolgreich recycelt und findet in Form von Mahlgütern und Granulaten wieder den Einsatz in verschiedensten Produkten wie Stoßfängern, Batteriekästen, Rohren und anderen Produkten. Wichtig ist, dass der zu recycelnde Rohstoff sortenrein zur Verfügung gestellt wird. Eine PP Folie, die beispielsweise mit Polyestervlies stabilisiert wird, kann nicht werkstofflich aufbereitet werden. Das Blockout 180 PP LUVESS SM W ist daher eins der Druckmedien, das problemlos wiederverwertet werden kann.

 

Wie verhalten sich PP und PVC im Vergleich bezogen auf ihre Recyclingfähigkeit?

Beide Kunststoffe sind gleichermaßen für das Recycling geeignet. Beide Kunststoffsorten werden seit Jahrzehnten werkstofflich aufbereitet und finden in diversen Recyclingprodukten ein zweites Leben. PVC verbrennt allerdings bei einer niedrigeren Temperatur als PP (obwohl der Schmelzpunkt von PVC unter dem von PP liegt,) wodurch schädliche Chlorverbindungen freigesetzt werden können. Dies kann zu massiven Schäden an den verarbeitenden Maschinen führen. Daher muss ausgeschlossen werden, dass PVC im Recyclingprozess mit anderen Kunststoffen in Berührung kommt.

 

Wie verhalten sich PP und PVC im Vergleich bezogen auf die thermische Verwertung?

Polypropylen (PP) ist aus mehreren Gründen besser geeignet für die thermische Verwertung im Vergleich zu Polyvinylchlorid (PVC):

PP hat eine hohe Kalorik, was für Müllverbrennung­sanlagen einen Vorteil bietet, wenn man Abfälle mit einer niedrigen Kalorik verbrennt. Zudem hat PVC den Nachteil, dass durch die Bildung von Chlorwasserstoff dem Feuer der Sauerstoff entzogen wird. Platt gesagt, geht das Feuer aus und dies ist für die Verbrennungs­anlagen nicht wünschenswert. Außerdem ist der Verschleiß der Verbrennungsanlagen durch die Verbrennung von PVC deutlich höher, was zu häufigen und kostspieligen Revisionen und damit Ausfallzeiten führt. Neben den Umweltauswirkungen erfordern entstehenden Chlorverbindungen zusätzliche Maßnahmen zur Emissionskontrolle. Im Gegensatz dazu erzeugt die thermische Verwertung von PP weniger umweltschädliche Emissionen.

Aufgrund des hohen Risikos nehmen viele Recycler PVC gar nicht an. Da nur wenige Anlagen für die sichere Verwertung von PVC geeignet sind, ist dieser Prozess auch teurer.

Insgesamt machen diese Faktoren Polypropylen (PP) zu einer günstigeren Option für die thermische Verwertung im Vergleich zu PVC, wodurch ein effizienterer und umweltfreundlicherer Abfallentsorgungsprozess ermöglicht wird.

Wie sieht es aus mit dem Recycling von selbstklebenden PP-Folien, die ja noch eine Kleberschicht haben?

Selbstklebende Folien aus PP sind gut für die thermische Verwertung geeignet.

Für das Recycling bzw. den Recyclingprozess stellen selbstklebende Folien generell ein Problem dar. Zum einen wird der Vorgang des Zerkleinerns durch den Kleber erschwert. In der Regel entsteht bei der Zerkleinerung Prozesswärme. Diese verstärkt den Klebeeffekt zusätzlich und verunreinigt die Maschinen und kann zum Stillstand der Anlage führen. Außerdem würde sich der Kleber je nach Dosierung im finalen Produkt durch eine raue Oberfläche abzeichnen und die technischen Eigenschaften des Kunststoffs verändern.

 

Druckmedien sind überwiegend bedruckt, wenn sie dem Recyclingprozess zugeführt werden. Sind die Druckertinten für das Recycling hinderlich?

Nein, die Druckertinten sind unproblematisch, da sie anteilig gar nicht so sehr ins Gewicht fallen. In unseren Untersuchungen haben wir Medien mit extrem hohem Tintenauftrag getestet und festgestellt, dass das Recycling von ausschließlich vollflächig schwarz bedrucktem Material leichte Auffälligkeiten zeigt. In der Praxis verwenden wir jedoch stets eine Mischung aus unterschiedlich stark bedruckten Druckmedien. Hier verändern die Tinten den Prozess nicht.

 

Im Großformatdruck werden Druckmedien aus unterschiedlichen Grundsubstraten verwendet. Wie verhalten sich PP, PET, PES und PVC im Recycling?

Alle oben genannten Kunststoffsorten sind recyclebar. Die entscheidende Frage ist, ob es für die durch das Recycling entstandenen Recyclate auch Anwendungen gibt. Hier kann die Frage bei PP und PVC auf jeden Fall mit einem klaren Ja beantwortet werden. Während es für bunt bedruckte PET Folien schwer seien wird, eine entsprechende Anwendung zu finden. Die erste Frage, die man sich im Recycling stellen muss, ist immer die Frage nach dem Markt für das Endprodukt.

 

Wie sehen Sie die Entwicklungen von com2C in Bezug auf recyclefähige Produkte?


In den letzten Monaten haben sich aufregende Fortschritte ergeben. Durch die gemeinsame Arbeit und regelmäßige Tests sind wir in der Lage, die Entwicklung von umweltfreundliche Druckmedien voranzutreiben, die sowohl für den Recyclingsektor als auch für die Druckbranche interessant sind. Dass Druckmedienhersteller und Recycler zusammenarbeiten, kommt leider nicht so häufig vor. Tatsächlich sehen wir aber viele Synergieeffekte. Ich denke, dass wir durch unsere kooperative Herangehensweise einen positiven Wandel in der Industrie bewirken können und einen wichtigen Schritt in Richtung Recyclingfähigkeit gehen können.

 

Kurz und knapp zusammengefasst:

Recyclingformen:

Abfallvermeidung hat höchste Priorität laut Kreislaufwirtschaftsgesetz von 2012.
Priorität: Weiterverwendung, Wiederverwendung, Weiterverwertung vor Recycling.
Kunststoffrecycling: werkstoffliches Recycling, Sortierung, Separierung, Zerkleinerung, Schmelzfiltration, Pyrolyse.
Bei erfolglosem Recycling: thermische Verwertung zur Energiegewinnung.

Recycling von Polypropylen-Folie (PP):

PP-Folie seit Jahrzehnten erfolgreich recycelt.
Einsatz in verschiedenen Produkten wie Stoßfängern, Batteriekästen, Rohren.

 

Vergleich PP und PVC in Bezug auf Recycling und thermische Verwertung:

Beide recyclebar, aber PVC verbrennt bei niedrigerer Temperatur, kann schädliche Chlorverbindungen freisetzen.

PP:

  • PP-Filme eignen sich gut für thermische Verwertung.
  • PP hat niedrigere Schmelztemperatur, effizientere Energiegewinnung.
  • PP ist in der Regel frei von Zusätzen, erleichtert thermische Verwertung.
  • PP hat hohe Kalorik, vorteilhaft für Müllverbrennungsanlagen.
  • PP ist kostengünstiger und umweltfreundlicher für thermische Verwertung im Vergleich zu PVC.

PVC:

  • PVC-Verbrennung erzeugt schädliche Chlorverbindungen, erfordert zusätzliche Emissionskontrolle.
  • PVC enthält oft problematische Zusatzstoffe, erschwert Recycling und Verbrennungsprozess.
  • PVC-Verbrennung führt zum Entzug von Sauerstoff, erhöht Verschleiß an Verbrennungsanlagen.
  • PVC sollte im Recyclingprozess nicht mit anderen Kunststoffen in Berührung kommen.
  • PVC-Filme setzen in der Verbrennung schädliche Chlorverbindungen frei

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